Im Glauben leben

Autor: Zac Poonen

,,… dass sie hin und her von einem Meer zum anderen, von Norden nach Osten laufen und des Herrn Wort suchen und doch nicht finden werden“ (Am 8,11-12).

Über die Jahrhunderte haben viele Christen aufrichtig nach Heiligkeit und Sieg über die Sünde gestrebt, indem sie ihr Kreuz auf sich nahmen und sich selbst verleugneten. Aber sie haben oft festgestellt, dass das christliche Leben eine ,,harte Schinderei“ statt des herrlichen Lebens, das die Bibel beschreibt, ist. Ihr Versagen lag darin, dass sie das Leben des Glaubens unter dem neuen Bund nie verstanden haben. Sie waren bestrebt, nach den Prinzipien des alten Bundes heilig zu werden und haben dadurch verpasst, was Gott für sie bereithielt.

In 2. Korinther 3,6 lesen wir, dass der neue Bund ein Amt des Geistes ist, das Leben bringt, wohingegen der alte Bund ein Amt des Buchstabens war, das den Tod brachte! Wenn wir nach den Buchstaben der Gebote Gottes wandeln ­ sogar im neuen Bund ­ wird das immer noch den Tod hervorbringen. Nur wenn wir im Glauben leben und zulassen, dass der Heilige Geist uns leitet, werden wir in das ,,Leben Christi“ eintreten.

Da Jesus in den Himmel aufgefahren ist und den Heiligen Geist auf diese Erde gesandt hat, kann unser Leben weitaus herrlicher sein, als das eines jeden Gläubigen im Alten Testament. Wenn wir also feststellen, dass wir heute unter Verdammnis, Depression und Finsternis leben, dann muss der Grund darin liegen, dass wir immer noch nach alttestamentlichen Prinzipien leben (2Kor 3,9).

Es gab zwei Dinge, die Jesus in Seinem Dienst öfters betonte ­ Glaube an Gott und die Kraft des Heiligen Geistes.

Adam verpasste dieses Leben in der Kraft des Heiligen Geistes, als er den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen statt dem Baum des Lebens wählte (1Mo 2,9). Er entschied sich für die Erkenntnis des Guten und Bösen, die in ihm wohnte, statt sich diesbezüglich auf Gott zu verlassen.

Der Baum des Lebens stellt das Leben des Glaubens unter dem neuen Bund dar, während der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ein Leben der eigenen Anstrengungen unter dem alten Bund darstellt.

Hätte Adam den Baum des Lebens gewählt, dann hätte er im Glauben gelebt ­ in ständiger Abhängigkeit von Gott. Dann hätte der Heilige Geist ihm ewiges Leben geschenkt. Aber stattdessen traf er die Entscheidung, in Abhängigkeit von sich selber, unabhängig von Gott, zu leben. Und daher starb er. Alle Ungläubigen leben so ­ ohne ständige Abhängigkeit von Gott. Leider leben auch viele Gläubige auf diese Weise.

Alle Religionen lehren ihre Nachfolger, Gutes zu tun und Böses zu meiden.

Christen, die nach Heiligkeit trachten, tun ebenfalls Gutes und meiden Böses. Aber in ihrem Streben nach Heiligkeit machen sie schließlich durch verschiedene Regeln und Praktiken immer feinere Unterscheidungen zwischen Gut und Böse! Doch die meisten von ihnen gelangen trotzdem nie zu einem wirklich heiligen Leben. Warum? Weil sie es durch Werke und nicht durch Glauben suchen.

Gott lehrte die Israeliten 1500 Jahre lang durch das Gesetz, was gut und was böse war. Aber Gehorsam gegenüber den guten Werken, die durch das Gesetz befohlen wurden, brachte keinen einzigen Israeliten dazu, Anteil am ewigen Leben zu erhalten. Auch heute wird ein Leben nach einem Satz von Regeln und Vorschriften ­ wie hoch der Standard auch sein mag ­ niemals zu echter Frömmigkeit führen.

Wahre Heiligkeit ist das Leben Gottes in der Seele des Menschen ­ und Gott muss uns dieses Leben als Geschenk geben. Wir können es niemals selber erlangen. Wir müssen es im Glauben empfangen.

Paulus sagte, dass er in der Zeit, wo er sich der Forderungen des Gesetzes nicht bewusst war, das Gefühl hatte, ,,lebendig“ zu sein. Aber als er die Forderungen des Gesetzes Gottes kannte, wurde er sich des Unrechts in seinem Leben bewusst, sodass er sich ,,tot“ fühlte (Röm 7,9)! Das ist auch die Erfahrung vieler, die von neuem geboren wurden. Sie scheinen glücklich und ,,lebendig“ zu sein, solange sie nur von der Vergebung ihrer Sünden hören. Aber sobald sie vom Sieg über die Sünde und dem Gehorsam gegenüber Gottes Geboten hören, fühlen sie sich verdammt, elend und ,,tot“.

Aber Paulus machte beim Gesetz des alten Bundes nicht Halt ­ so wie wir das auch nicht tun sollten. Gott zeigte Paulus ein anderes Gesetz ­ das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus. Das ist das Gesetz, das ihn schließlich von der Sünde befreite (Röm 8,2).

Viele streben nach Heiligkeit, indem sie Gutes tun. Erinnere dich, dass Eva vom Baum aß, weil er so gut aussah! Sie trachtete nicht danach, etwas Böses zu tun.

Sie aß von der Frucht nicht weil sie wie der Teufel werden, sondern weil sie wie Gott werden wollte ­ denn das war das, was der Teufel ihr versprochen hatte (1Mo 3,5). Menschen, die nach dem Gesetz leben wollen, machen auch heute noch denselben Fehler ­ sie denken, dass sie durch äußerlich gute Werke wie Gott sein können.

Vieles von dem Guten, was wir im Leben vieler Christen sehen, resultiert nicht aus echter Heiligkeit, sondern aus ihrer guten Erziehung. Viele dieser Christen sind aufrichtig, aber sie haben keinen leidenschaftlichen Hunger nach Gott. Sie verbringen ihr Leben, indem sie Bibelwissen anhäufen, aber ohne irgendeine Offenbarung von Gott. Folglich ist ihr Leben nicht viel anders als das Leben eines guten Ungläubigen in ihrer Umgebung. All diese Gläubigen haben etwas Lebenswichtiges verpasst, das Gott ihnen geben möchte ­ die göttliche Natur.

Gott ist nicht in erster Linie darauf bedacht, uns dazu zu bringen, Gutes zu tun, sondern uns dazu zu bringen, Ihm zu vertrauen, sodass Er uns Seine Natur schenken kann. In Seinen Augen sind die Gerechten nicht die, die Gutes tun, sondern die, die im Glauben leben (siehe Röm 4,5 und Hab 2,4).

In Habakuk 2,4 stellt Gott zwei Gruppen von Menschen einander gegenüber ­ jene, die an den Herrn glauben und jene, die stolz sind. Die, die stolz sind, können nicht durch Glauben leben. Der Grund, warum viele Menschen Gottes Gaben nicht umsonst, durch einfachen Glauben, annehmen, liegt darin, dass sie zu stolz sind, um irgendetwas umsonst anzunehmen. Sie würden sich ihre Vergebung und ihre Heiligkeit lieber verdienen, indem sie selber etwas tun.

Satan sagt Christen auch heute noch (so wie er zu Eva sagte), dass sie sich nicht auf Gott verlassen müssen, um den Unterschied zwischen Gut und Böse zu erkennen. Er sagt ihnen, dass sie den Unterschied durch ihr Gewissen oder indem sie die Bibel lesen, kennen können. Aber viele Ungläubige leben ebenfalls nach ihrem Gewissen ­ und führen ein ziemlich gutes Leben. Auch ein Christ kann so leben ­ aber er wird in Gottes Augen nicht gerecht sein.

Viele Gläubige beginnen ihr christliches Leben richtig ­ indem sie in Bezug auf ihre Rechtfertigung Gott allein vertrauen. Aber dann, so wie die Christen in Galatien, trachten sie danach, durch ihre eigenen Anstrengungen vollkommen zu werden (Gal 3,3). Sie messen ihren geistlichen Wert daran, wie viel Gutes sie für Gott getan haben oder an Hand der Ergebnisse in ihrem christlichen Dienst. Und sie empfinden Befriedigung. Aber als Menschen Jesus fragten, wie sie die Werke Gottes tun könnten, trug Er ihnen nicht auf, gute Werke zu tun. Er sagte ihnen, sie sollten an Ihn [Jesus] glauben (Joh 6,28-29)! Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.

Es gibt im christlichen Leben viele Paradoxe, und hier ist das erste, dem wir begegnen, wenn wir errettet sind: Wir wissen, dass Jesus uns so gründlich reinigt, dass wir jetzt so vor Gott stehen, als ob wir niemals gesündigt hätten ­ denn Gott verspricht, niemals mehr unserer früheren Sünden zu gedenken und sie uns nie mehr entgegenzuhalten (Hebr 8,12). Gleichzeitig wird uns auch aufgetragen, unsere früheren Sünden nie zu vergessen, damit wir nicht blind und kurzsichtig werden (2Pt 1,9)! Einerseits sehen wir also, dass Gott unserer früheren Sünden nicht mehr gedenkt und andererseits wird uns gesagt, dass wir sie nicht vergessen sollten! Wie sollen wir mit diesem scheinbaren Widerspruch leben? Nur indem wir uns der Tatsache noch STÄRKER bewusst sind, dass das Blut Jesu uns von unseren früheren Sünden reingewaschen hat, als dass wir uns dieser Sünden selber bewusst sind.

Lies den letzten Satz nochmals, denn dies ist eines der wichtigsten Prinzipien des christlichen Lebens. Wenn du dies glaubst, kann dich diese Wahrheit befreien.

Es ist keine Demut, wenn wir uns wegen unserer früheren Sünden schuldig fühlen.

Das ist Unglaube, nicht Demut, und ist eine Beleidigung des Blutes Christi. Ein solcher Unglaube ehrt Gott in keiner Weise.

Paulus bezeichnete sich selbst als ,,der erste [schlimmste] Sünder“, sogar als er bereits 30 Jahre lang als Christ gelebt hatte (1Tim 1,15). Doch gleichzeitig sagte er auch: ,,Ich bin mir zwar nichts [Unrechtes] bewusst“ (1Kor 4,4). Beide Tatsachen waren richtig.

Diese Gewissheit gibt uns vor Gott große Zuversicht und große Kühnheit gegen die Anschuldigungen Satans und gegen die Ängste, mit denen uns Satan erschrecken möchte.

Die populärsten Bücher in christlichen Buchläden sind heute jene, die sich mit dem Glauben und dem Heiligen Geist befassen. Aber die meisten dieser Bücher führen Christen in einen falschen Glauben und in falsche Erfahrungen. Der ,,Glaube“, den diese Bücher propagieren ist der Glaube, reich und gesund ­ und nicht heilig und geistlich ­ zu werden. Man sagt den Christen, dass sie alles, was sie von Gott haben möchten, bekommen können, wenn sie nur genug glauben. Eine solche Lehre steht der Lehre und der Praxis der ersten Apostel und der göttlichen Missionare (des 19. und früheren 20. Jahrhunderts) fundamental entgegen, die ihr Leben für die Förderung des Reiches Gottes aufopferten.

Der wahre Glaube befähigt uns, die Welt zu überwinden (1Joh 5,4) ­ die Welt, die durch ,,die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und das hoffärtige Leben“ (1Joh 2,15) gekennzeichnet ist. So wie Jesus die Welt überwand, können auch wir die Welt überwinden (siehe Joh 16,33 und Offb 3,21). Wenn wir die Welt überwinden, werden wir nicht mehr von Satan verführt sein, der uns sagt, dass die Freude, die aus Gesundheit und Wohlstand resultiert, höher ist als die Freude, die aus der Gemeinschaft mit Gott kommt.

Gott möchte, dass wir die reine Freude der Gemeinschaft mit Ihm schmecken.

Diese allein kann unser Begehren nach anderen Freuden vertreiben (Ps 16,11).

Viele versuchen hart, die Anziehung der sündigen Begierden mit menschlichen Mitteln zu überwinden. Aber nur wenn wir die Gemeinschaft mit Gott schmecken, können wir wirklich frei sein.

Glaube an Gott und die Kraft des Heiligen Geistes können dich von jeder Knechtschaft, die Satan dir jemals auferlegt hat, befreien.

Stellst du fest, dass du nicht bereit bist, ein bestimmtes weltliches Vergnügen, das dich anzieht, aufzugeben? Dann schreie zum Herrn, so wie es Petrus tat, als er im See unterging: ,,Herr, rette mich!“ Du wirst feststellen, dass Gott dir nicht nur das Verlangen gibt, von Sünde frei zu sein, sondern auch einen Hass auf die Sünde! Im neuen Bund ist es Gott selbst, der in uns das Wollen und das Vollbringen des Guten vollbringt (Phil 2,13). Welch ein herrliches Evangelium ist der neue Bund! Das Leben Jesu ist nicht etwas, was wir nachahmen können. Wir müssen durch den Heiligen Geist an ihm teilhaben. Die meisten Christen erfahren dies nicht, weil sie nicht geistlich arm sind. Das heißt, dass sie ihr Leben nicht im ständigen Bewusstsein leben, dass sie Gott brauchen. Sie setzen ihr Vertrauen in sich selbst und sind unabhängig.

Jesus lud nur die Durstigen ein, zu ihm zu kommen und zu trinken. Um im Glauben zu wandeln müssen wir ständig durstig (geistlich arm) und uns bewusst sein, das wir die Kraft des Heiligen Geistes brauchen. Es muss in unserem Herz ein andauernder Schrei (wenn auch unausgesprochen) sein, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein und Seine Kraft zu erfahren. Diejenigen, die zu Christus kommen und trinken, werden feststellen, dass aus ihrem Innersten Ströme lebendigen Wassers fließen (ein Leben in der Fülle des Heiligen Geistes ­ Joh 7,37-38).

Daher kann der schwächste Gläubige die Herrlichkeit dieses Glaubenslebens im neuen Bund erfahren und so stark wie der Stärkste werden.

Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Originalartikel: Living by Faith

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